27.06.2018
In Deutschland ist die Phase der Diskussion darüber, was Kinder im sich rasant entwickelnden informationstechnologischen Zeitalter lernen sollen, seit langem abgeschlossen. Die Antwort auf diese Fragestellung lautet: den Kindern soll beigebracht werden, wie sie mit Informationen arbeiten können. Alles, worüber jetzt noch diskutiert wird, zielt darauf ab, wie man es mit möglichst hoher Qualität lehrt.
Die informatorische Bildung und Medienerziehung gehört zu den allgemeinen Grundsätzen unserer pädagogischen Arbeit. Das Medienkonzept der DSK teilt sich in fünf Kompetenzbereiche auf, die zur Förderung der Medienkompetenz beitragen. Diese sind:
Damit Schülerinnen und Schüler Medien nutzen können, benötigen sie anwendungsbezogene Kompetenzen, um sicher und verantwortungsbewusst zu handeln. Bedienen und Anwenden sind die Basis für jeden Umgang mit Medien. Sowohl für den Unterricht als auch für die Lebenswelt und das spätere Berufsleben erlernen Schülerinnen und Schüler in diesem Kompetenzbereich Handlungspotenziale, um Medien produktiv und versiert einzusetzen.
Lehrerinnen und Lehrer haben ihr Informationsmonopol verloren. Vielfältige Recherchequellen sind inzwischen leicht zugänglich geworden. Damit Schülerinnen und Schüler ihren eigenen Fragestellungen nachgehen und selbstgesteuert nach Antworten suchen können, benötigen sie die entsprechende Kompetenz. Sowohl die richtige Auswahl, als auch die Bewertung der Quellen muss in der Schule gelernt werden. Nur so können sie sich in den umfangreichen Wissensangeboten für Schule, Studium und Beruf zu Recht finden.
Kooperation ist immer dann besonders effektiv, wenn damit intensive Austauschprozesse zwischen den Lernenden verbunden sind. Der Lerneffekt besteht darin, dass mehrere Lernende ihr Verständnis in einem gemeinsamen Produkt ausdrücken müssen. Produktorientierte Kooperationsformen inklusive einer sinnvollen Aufgabenverteilung sollten in der Schule eingeübt werden. Digitale Medien unterstützen die Zusammenarbeit durch die unkomplizierte Möglichkeit, Inhalte festzuhalten, auszutauschen und gemeinsam weiterzuentwickeln.
Nachdem Informationen recherchiert und in der Lerngruppe reflektiert wurden, sollten sie, passend zur Aufgabenstellung, in einem Produkt gesichert werden. Digitale Medien ermöglichen über die Darstellung in Textform hinaus, eine Vielzahl an weiteren Endprodukten. Im Laufe ihrer Schulzeit sollten Schülerinnen und Schüler lernen, sowohl Audio – als auch Videobeiträge zu erstellen. Hierzu gehört eine Projektplanung, Vorbereitung, zum Beispiel durch das Schreiben eines Drehbuchs, Aufnahme und Nachbearbeitung. Die beim Produzieren erworbenen Kompetenzen sind sowohl für private als auch für berufliche Zwecke bedeutsam.
Die Welt, in der wir leben, wird entscheidend von Medien geprägt. Schülerinnen und Schüler wachsen bereits mit vielfachen medialen Einflüssen auf, sodass diese für sie Normalität sind. Gerade deswegen ist es wichtig, ihnen Möglichkeiten zu bieten, über vermeintlich vertraute Medienwelten nachzudenken. Kompetenzen im Bereich Analysieren und Reflektieren befähigen sie so zu sicherem und selbstständigem Handeln. Dieses Nachdenken über Medien kann dann in einem zweiten Schritt wieder Potenziale freisetzen, eigene Ideen neu zu bewerten und zu bearbeiten oder neue Produkte zu erstellen.
Den größten Vorteil beim Lernen mit digitalen Medien sehe ich darin, dass Aufgaben, beispielsweise in Lernprogrammen, direkt korrigiert werden können (Beispiel unterricht.de), ein Arbeitstempo entsprechend dem individuellen Leistungsvermögen des Schülers wird ermöglicht, Schwachstellen oder Lernlücken lassen sich sofort erkennen und das eigenverantwortliche Lernen wird gefördert. Oft ist dabei noch nicht einmal die Hilfe eines Lehrers oder der Eltern notwendig. Tafelbilder können abfotografiert, Notizen im Unterricht mit anderen Mitschülern ausgetauscht, Arbeitsblätter oder Hausaufgaben versandt werden.
Es versteht sich von selbst, dass die meisten Kinder Spaß am Umgang mit dem PC haben – allerdings sind natürlich auch die Ablenkungsgefahren vielseitig, so dass es in der Schule unabdingbar ist, die PCs auf das Lernen auszurichten. Auch Eltern können gemeinsam mit ihren Kindern feste Regeln für den Umfang vereinbaren oder individuelle Webadressen für die Nutzung sperren. Motivierend ist beispielsweise, dass das Kind nach einer bestimmten Anzahl an Lernübungen hinterher am PC „spielen“ darf. Insbesondere bei älteren Kindern sind solche Regeln wichtig. Auf diese Weise können die Schüler ihre Aufgaben mit der nötigen Konzentration bearbeiten. Einerseits lernen die Schüler einen routinierten Umgang mit dem PC, andererseits ergeben sich daraus größere schulische Lernerfolge. An der DS Kiew werden bereits in der Grundschule (insbesondere mit Whiteboards) digitale Lerntechniken eingebunden. Damit sind wir in der Lage, in höheren Jahrgangsstufen auch schwierige, komplexe Themen am Computer durch unsere Schüler eigenverantwortlich bearbeiten zu lassen.
Obgleich digitale Medien auf die meisten Kinder sehr anziehend wirken, verzichten wir an der DS Kiew nicht auf Lehrbücher und Arbeitshefte. Dies gerade für das Trainieren einer guten Handschrift unerlässlich. Vor allem Schüler unserer Grundschule (Klassen 1 bis 4) sind noch ganz begeistert von Büchern. Nach der Grundschule lässt die Euphorie jedoch in der Regel nach. Im Web-Programm „Antolin“ sehen wir eine motivierende, unsere Schüler begeisternde Lösung, die Freude unserer Schüler am Lesen wachzuhalten und diese zu fördern. Mit dessen Hilfe werden Kinder dazu animiert werden, mehr zu Lesen und zu den einzelnen Texten per Multiple-Choice-System Fragen zu beantworten. Sind die Antworten richtig, erhalten die Schüler Punkte auf ein Schülerkonto. Die Aufmerksamkeit und Lesekonzentration wird trainiert und weckt gleichzeitig die Motivation und den Wettkampfgeist zwischen den Schülern.
Grundsätzlich bewerte ich den Einsatz digitaler Technik sehr positiv. Wirkliche Nachteile hat der Einsatz von Computern in der Schule nicht. Wir setzen digitale Medien an der DS Kiew lernzielorientiert ein. Wie der grafikfähige, programmierbare Taschenrechner oder das Wörterbuch sind sie ein unterstützendes Hilfsmittel beim Lernen und in der Unterrichtsarbeit an der DS Kiew.
Ich gehe davon aus, dass auch in Zukunft der Einsatz digitaler Medien in den Schulen weiter fortschreiten und sich auf viele Lernbereiche ausbreiten wird – sei es beim Lesen, Rechnen, für das Ansehen von Demonstrationsvideos im Internet oder auch zum gegenseitigen Informationsaustausch.
1) Nutzen Sie Filter und die möglichen Sicherheitseinstellungen digitaler Medien
Kinder und Jugendliche brauchen noch viel Unterstützung und Schutz beim Umgang mit digitalen Medien. Filtersoftware oder ein eigener Bereich auf Ihren Geräten schützt Ihr Kind davor, mit ungeeigneten Inhalten (unbeaufsichtigt) konfrontiert zu werden.
2) Datenschutz und Privatsphäre
Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, welche Rechte es selbst und auch andere haben. Kinder müssen verstehen lernen, was mit eigenen Daten – zum Beispiel Fotos – passieren kann.
3) Nicht mit Fremden kommunizieren – Save at first!
Fordern Sie von Ihrem Kind, nur mit Personen zu kommunizieren, die es persönlich kennt, wie etwa Schulfreunde. Sensibilisieren Sie Ihr Kind dafür, dass auch Menschen sich Kindern online nähern, die es nicht immer gut mit ihm meinen. Oft nutzen diese die Anonymität des Netzes und geben vor, jemand anderes zu sein, zum Beispiel mit einem falschen Foto, falschem Namen und falschen Altersangaben. Ihr Kind sollte keine persönlichen Daten oder Fotos an Fremde verschicken, nicht auf Aufforderungen dazu eingehen und Erwachsene zu Hilfe rufen, wenn es sich unsicher ist.
4) Fordern und Fördern Sie soziale Kompetenzen Ihres Kindes
Machen Sie Ihrem Kind deutlich, dass Fairness, Respekt und Mitgefühl im Internet genauso wichtig sind wie im alltäglichen Miteinander. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, wie verletzend und schädlich Mobbing für das Selbstvertrauen und die Gesundheit eines Menschen ist. Aktivitäten außerhalb der digitalen Welt, Gespräche, Verabredungen … sollten ebenfalls einen wichtigen Platz im Leben Ihres Kindes haben. Überprüfen Sie sich selbst, seien Sie Vorbild!.
5) Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie ihm vertrauen – und dass es Ihnen vertrauen kann. Ihr Kind muss eigene Erfahrungen machen, um zu lernen, kompetente Entscheidungen zu treffen. Auch oder gerade, wenn es Fehler gemacht hat, muss es dann aber auf Ihre Unterstützung zählen und zu Ihnen kommen können. So stärken Sie das Selbstvertrauen und das Bauchgefühl Ihres Kindes und so lernt es, Gefahren im Internet zu beurteilen, Nein zu sagen, wenn es etwas nicht möchte, und Hilfe zu suchen, wenn es diese braucht.
Autor: Uwe Hertzsch, Leiter der Deutschen Schule Kiew
Quelle: Liga.net
Foto: pngtree.com